Die Eichbaumoper – ein Projekt von raumlabor. Genau dort finge ich wieder mit den Zeichnen an…

Comics & Architektur

Ich zeichne Comics über Architektur. „Über“? Nein. Architektur ist mehr, viel mehr als ein Hintergrund „über“ den irgendwelche Geschichten erzählt werden. Und eigentlich ist auch der Begriff „Architektur“ komisch, bei meinen Comics geht es eher um die Stadt, den ORT wo etwas passiert. Vielleicht wäre „Urbane Comics“ ein guter Begriff für das was ich mache.

In der Stadt lebe ich, die Stadt brauche ich, die Stadt zeichne ich. Es gibt Szenen in meinen Comics wo ich ganz genau sage das ist an diesen Ort, so und so passiert, und jetzt geht es um diese Ecke, durch diesen Torbogen und deswegen ist dieses Panel genau so und nicht anders gezeichnet.

Ja, ich habe einmal Architektur studiert – der Raum ist mir wichtig. Das wichtigste in meinen Studium war die Entdeckung der Derivé-Technik. Der Derivé wurde von den Situationisten entwickelt und meint das spielerische Durchstreifen einer städtischen Umgebung für einen gewissen Zeitraum. In meiner Auslegung (da hat jede*r eine andere Definition) bedeutet dass, das mensch für 24 Stunden die Stadt durchstreift unter Befolgung einer ganz bestimmten Spielregel. Diese „absurde“ Regel (z.B. durfte ich einmal ein Stadtviertel einen ganzen Tag nicht verlassen) stellt die „normalen“ Regeln der Stadt radikal in Frage und führt zu komplett neuen Sichtweisen und Gefühlen.

Karte eines meiner Dérives

Gefühle! Eine gute Geschichte sollte Gefühle haben, nur dann wird das Geschehen interessant, werden die Menschen in die Geschichte reingezogen.

Doch haben Häuser Gefühle? Straße, Plätze, Städte?  Die Situationisten haben dafür die Psychogeografie erfunden, da geht es um Auswirkung einer städtischen Umgebung auf uns Menschen.

Aber wie kann ich das jetzt einbinden in die Architektur? In meinen Studium war sehr viel von “narrativer Architektur“ die Rede, aber wie die konkret aussehen könnte war für mich immer die Frage.

Narrative Häuser, Städte – wie geht das und wie stelle ich das dar? Und kann das ein andere Mensch auch Verstehen, Lesen? Denn Lesbarkeit ist für mich „Sozial“, ich integriere ander Menschen, bin nicht „exklusiv“ für wenige.

Ich habe sehr lange ein geeignetes Medium dafür gesucht – und Überraschung! – herausgefunden das das Medium Comic für mich genau passt.

Psychogeographie – der böse Wolf auf der Domtreppe

Meine Streifzüge durch die Stadt, meine Gedanken und Gefühle – all das kann ich mit meinen Comics dokumentieren, aufzeigen und erzählen. Meine Comics bilden sowas wie meine Ideen, Assoziationen ab, die ich auf meinen Stadtwanderungen habe. Nur ein Abbild? Nein, denn wie auf jeden Spaziergang gibt es Entdeckungen, Erforschungen, Dinge die ich auf den Weg finde, nach denen ich gar nicht gesucht habe.

Zeichne ich auf meinen Streifzügen? Nein. Aber wenn ich zeichne, wandere ich, entdecke und erforsche ich. Das sind meine Comics.